05
szept

Bugatti Divo

„Der Divo ist gemacht für Kurven“, bringt es Bugatti-Präsident Stephan Winkelmann auf den Punkt. Im Vergleich zum Chiron, auf dem der Divo basiert, ist der neue fünf Millionen Euro teure Divo „deutlich performanter in Sachen Querbeschleunigung, Agilität und Kurvenverhalten.“ Will heißen: Der Chiron kann nur schnell geradeaus, der Divo ist jetzt auch schnell in Kurven.

Divo acht Sekunden schneller als Chiron

Zumindest im direkten Vergleich auf der 6,2 Kilometer langen Handlingteststrecke im italienischen Nardo nimmt der Divo dem Chiron acht Sekunden ab. Aber was macht den Divo so anderes? Unter der Motorhaube ist nach wie vor der acht Liter große W16-Motor mit 1.500 PS und 1.600 Nm Drehmoment am Werk. Auch der permanente Allradantrieb ist weiterhin an Bord. Stattdessen wurde heftig an der Aerodynamik geschraubt. Die Fronthaube ist mit Lufteinlässen versehen, wodurch die Stirnfläche reduziert, der Luftfluss verbessert und die Aerodynamik effizienter gestaltet wurde. Optimierte Air Curtains sorgen an den Seiten ebenfalls für eine verbesserte Luftführung. Der breitere Frontspoiler erzeugt mehr Abtrieb und leitet mehr Luft ans Kühlsystem.

Mehr Kühlung benötigen auch die Bremsen, die über Einlässe in den vorderen Kotflügeln sowie am vorderen Radiator und an den Diffusoren vor den Reifen versorgt werden. Ein Hitzeschild leitet die heiße Luft wieder ab. Außerdem werden die Radkästen durch Lamellen auf den Kotflügeln entlüftet. Über den NACA Air-Duct-Lufteinlass am Dach erhält der W16-Motor seine Ansaugluft.

Auffälligstes Aeroteil ist der riesige Heckspoiler, der 1,83 Meter misst und somit 23 Prozent größer als der Flügel des Chiron ausfällt. Er ist je nach Fahrmodus verstellbar, erzeugt deutlich mehr Abtrieb und dient zudem als Air Brake. Zusammen mit dem verstärkten Heckdiffusor, der die vier Abgasendrohe beherbergt, erreicht der Divo 456 Kilogramm Abtrieb – 90 Kilo mehr als der Chiron.

Kurvendynamik dank direkter Lenkung und Dämpfung

In Sachen Fahrwerk versucht Bugatti den Divo zu mehr Kurvendynamik zu verhelfen. Der Radsturz wurde erhöht, wodurch der Top-Speed auf 380 km/h begrenzt ist. Außerdem wurden die Lenkung direkter und die Dämpfung straffer ausgelegt. Um 35 Kilogramm speckte der Bugatti zudem ab – dank neuer leichter Räder und neuer Ladeluftkühler-Abdeckungen aus Kohlefaser. Des Weiteren wurden die vorderen Diffusorklappen fixiert, Dämm-Material reduziert und ein leichteres Soundsystem verbaut. Ablagen in der Mittelkonsole und der Türverkleidung fielen der Diät ebenfalls zum Opfer.

Optisch musste der Neue sich natürlich dem Design-Diktat der Marke unterwerfen, um als Bugatti erkennbar zu bleiben. Gesetzt waren daher das Hufeisen im Grill, die Bugatti-Linie an der Seite und die Längsachsen-Finne. Darum herum haben die Designer eine flacher erscheinende Silhouette geschaffen, wobei der untere Teil der Karosserie dank Sicht-Carbon technischer gestaltet wurde.

Scheinwerferschlitze und 3D-Heckleuchten

Der Hingucker ist sicherlich die neue Front mit ihrer Aero-Schürze und -haube sowie den neugestalteten vertikalen LED-Scheinwerfern. Die Scheinwerferschlitze kommen inklusive der am äußeren Rand platzierten LED-Tagfahrleuchten auf nur 35 Millimeter Höhe. Eine eigens für den Divo entwickelte Lichtanimation unterstreicht die unverwechselbare Signatur der Frontpartie.

Für die visuelle Unterstreichung der Kurvendynamik wurde auch das Heck angepasst. Unter dem schon fast obszön großen Heckspoiler befinden sich Heckleuchten, die jeweils aus insgesamt 44 3D-Elementen bestehen. Die Leuchten sind außen breiter und verjüngen sich zur Fahrzeugmitte – deren Licht wirkt außen stärker und wird schwächer nach innen hin.

Marginale Änderungen im Innenraum

Divo-Innenraum: Die Fahrerseite ist in “Racing Blue“ gehalten, die Beifahrerseite bleibt deutlich dunkler.

Im Innenraum wird der geneigte Bugatti-Kenner nur marginale Änderungen erkennen. Das Interieur ist zweigeteilt, die Fahrerseite in „Racing-Blue“ gehalten, während diese Farbe im dunklen Beifahrerbereich nur Akzente setzten darf. Die Sportsitze bieten nunmehr mehr Seitenhalt, die lenkradfesten Schalt-Wippen fallen größer aus und die Armauflagen in der Mittelkonsole sowie das Pad für das rechte Fahrerbein sollen mehr Komfort bieten.

Sollten Sie jetzt Interesse an einem der nur 40 Bugatti Divo-Exemplare haben, dann müssen wir Sie enttäuschen. Selbst sparen hilft nicht mehr, der Supersportler ist ausverkauft.

Wer ist eigentlich Divo?

Albert Divo
Der französische Rennfahrer Albert Divo.

Und woher stammt der Name „Divo“? Er ehrt den französischen Rennfahrer Albert Divo, der mit dem Bugatti T35 1928 und 1929 die Targa Florio. Er lebte mit der Bugatti-Rennfahrerin Janine Jennky zusammen und arbeitete nach dem zweiten Weltkrieg als Rennleiter bei Castrol. Der Ritter der Ehrenlegion starb 1966 im französischen Morsang-sur-Orge.

Der Bugatti T35 gilt als einer der wichtigsten Rennwagen von Bugatti. Er wurde auf dem Type 30 entwickelt, verfügte jedoch über einen kürzeren Radstand und eine kleinere Karosserie. Divo fuhr 1928 den Type 35B und 1929 den Type 35C. Letzterer verfügte über rund 128 PS, während der 35B 138 PS aus einem 2,3-Liter-Reihenachtzylinder holte.

Fazit

Bugatti hat aus der Querdynamik-Not des Chiron eine Marketing-Tugend gemacht. Mit kleinen aber feinen technischen und optischen Änderungen schufen sie ein Supersportwagen mit einem neuen Charakter und einem gigantischen Preisschild. Chapeau! Ob der Divo jedoch mit zwei Tonnen Gewicht, Allrad und großem Radstand tatsächlich ein echter Kurvenräuber sein wird, muss sich auf der Rennstrecke noch zeigen – den 40 Käufern dürfte es egal sein.

Quelle: Auto Motor Sport